Netzintegration leicht gemacht: Im Gespräch mit Rudjer Mardjonovic, CEO der MGI

Interview mit Rudjer Mardjonovic, CEO von MGI

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Die Mardjonovic grid integration GmbH & Co. KG, oder kurz MGI, ist spezialisiert auf die Netzintegration von Erzeugungsanlagen für das Nieder-, Mittel- und Hochspannungsnetz. Gegründet von Rudjer Mardjonovic beschäftigt das erst im April 2023 gegründete Unternehmen aktuell vier Mitarbeiter. Unter dem Motto „Netzintegration leicht gemacht“ ist es sein Ziel, den komplexen Prozess für Anlagenerrichter und -betreiber möglichst transparent und einfach zu gestalten. Im Gespräch erzählt Rudjer von seinen bisherigen Erfahrungen.

Rudjer, was hat dich persönlich motiviert, in dieser Branche tätig zu sein?

Rudjer Mardjonovic: Ich komme ursprünglich aus Montenegro und bin dort auch aufgewachsen. Nach Deutschland kam ich 2016. Das Thema Energieversorgung, insbesondere die sichere Energieversorgung, habe ich aus erster Hand erfahren. Für mich ist dies eines der höchsten Güter, eines, das es zu schützen gilt. In Montenegro ist Stabilität der Energieversorgung nicht immer gewährleistet. Mehrtägige Stromausfälle sind dort ganz normal. Darüber beschwert sich aber auch niemand. Als ich dann nach Deutschland kam, hat es mich beeindruckt, wie gut die Stromversorgung hier funktioniert und dass Ausfälle praktisch kein Thema sind. Daher ist es für mich ein großes Anliegen, dass man diese Stabilität auch aufrechterhält – gerade jetzt in Zeiten der Energiewende.

Wie bist du zu MGI gekommen?

Ich habe zunächst eine Ausbildung im IT-Bereich, in der Büro- und Systemtechnik, gemacht. Anschließend wurde ich Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik und habe schließlich einen Meistertitel in Elektrotechnik erworben. Zwischendurch war ich technischer Betriebsleiter bei einem Ingenieursbüro. Als dann die Norm 4110 eingeführt wurde, habe ich mich damit auseinandergesetzt und schließlich im April 2023 die MGI gegründet. Das Ingenieursbüro, bei dem ich vorher tätig war, wollte nämlich nicht in diese Richtung gehen. Daher habe ich gedacht: Okay, dann machen wir es selbst.

Nebenbei absolviere ich gerade noch ein Masterstudium bei einer Fernuniversität in der Richtung Energiewirtschaft.

Was war bisher dein größter Erfolg mit MGI?

Aus den vielen guten Dingen, die in der kurzen Unternehmensgeschichte bereits passiert sind, stechen zwei heraus. Der erste Punkt ist die erfolgreiche Planung und Zertifizierung einer 100-Megawatt-PV-Anlage mit kundeneigenem Umspannwerk (110 kV auf 33 kV) sowie deren Inbetriebnahme. Ich darf den Inbetriebsetzer vom Bayernwerk zitieren, dass sie eine so reibungslose Inbetriebnahme gar nicht gewohnt seien. Das war ein sehr schöner und angenehmer Inbetriebnahmeprozess. Die Planung und alles Weitere haben super funktioniert. Das Zusammenspiel mit den vielen Beteiligten war tadellos. Es war eine tolle Erfahrung, zu sehen, dass so etwas Komplexes und Großes (über 100 Hektar) reibungslos ans Netz gebracht werden kann.

Ein anderes für mich wichtiges Ereignis war, dass wir mit 8.2 Certification gemeinsam für eine 5-Megawatt-PV-Anlage innerhalb von fünf Wochen ein Anlagenzertifikat erstellt haben, das sofort beim Netzbetreiber auf Anhieb durchgegangen ist. Für MGI war das eine äußerst wichtige Errungenschaft, da dieser Kunde aufgrund dessen im Anschluss die erwähnte 100-Megawatt-Anlage gebaut hat. Denn er hat gesehen, wie schnell und gut das funktionieren kann.

Welche Erfahrungen hast du bei deiner bisherigen Zusammenarbeit mit 8.2 Certification gemacht?

Bei Zertifizierungsstellen, mit denen wir zuvor gearbeitet haben, lief alles sehr träge, bürokratisch und unpersönlich ab. Man hatte beispielsweise wechselnde Ansprechpartner und die gesamte Kommunikation musste grundsätzlich schriftlich erfolgen. Seit 2021 arbeiten wir jetzt mit 8.2 Certification zusammen. Beim ersten Projekt hatten wir innerhalb von acht oder zehn Wochen das Zertifikat fertig und konnten ans Netz gehen. Neun Monate später war auch die Konformitätserklärung fertig. Nach der Prüfung hat der Netzbetreiber die endgültige Betriebserlaubnis erstellt. Das war die Grundlage für eine gute und hoffentlich lange Zusammenarbeit mit 8.2.

Einen der größten Vorteile in der Zusammenarbeit mit 8.2 Certification sehe ich im persönlichen, menschlichen Umgang. Man weiß, dass man es mit kompetenten und engagierten Menschen zu tun hat, die man jederzeit anrufen kann und die auch an Abstimmungen teilnehmen. Im Schnitt brauchen wir jetzt sieben Wochen für das Anlagenzertifikat und acht Wochen für die Konformitätserklärung. Damit sind wir laut Netzbetreibern aktuell führend in der Branche. Andere benötigen bis zu einem Jahr. Das können wir so auch unseren Kunden gegenüber kommunizieren. Das stellt für uns einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil dar.

Was sind aus deiner Sicht in der Anlagenzertifizierung die größten Herausforderungen?

Eines der größten Probleme für mich sind tatsächlich diese langen Bearbeitungszeiten bei den Netzbetreibern. Damit die Zertifizierung überhaupt beginnen kann, braucht es eine gute Abstimmung. Die Komplexität und die langen Wartezeiten machen die Prozesse „spannend“. Auch wenn die Thematik bereits vier Jahre alt ist, haben viele Anlagenerrichter die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit der Norm 4110 noch nicht verstanden. Für die ist es einfach nur ein Regelwerk, das irgendetwas vorschreibt, was aber keiner nachvollziehen kann. Da fehlt dann manchen – ohne pauschalisieren zu wollen – die notwendige Motivation und Sorgfalt. Schließlich geht es um die Sicherheit des Netzes, die hat oberste Priorität. Und schließlich werden die elektrischen Eigenschaften der Anlagen auch streng geprüft, spätestens bei der Konformitätserklärung muss alles passen.

In dieser Hinsicht ist es für uns als Mittler häufig eine Herausforderung, den Verantwortlichen die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit klarzumachen. Daher bieten wir Anlagenerrichter auch Schulungen rund um die Norm 4110 an, um ihnen die Sinnhaftigkeit und die Hintergründe zu erklären.

Welche Verbesserungen erhoffst du dir in dieser Hinsicht für die Zukunft?

Mein großer Wunsch ist, dass sich diese Laufzeiten zukünftig verringern, durch eine bessere und sorgfältigere Planung. Besonders im Hinblick auf das aktuelle Thema dynamische Netzstützung erhoffe ich mir gute Abstimmungen und Planungen. Allgemein könnte man die Formalien und Prüfungen sicherlich etwas unkomplizierter und pragmatischer gestalten, als es aktuell der Fall ist.

Ich glaube, dass 8.2 Certification im Bereich der Anlagenzertifizierung dank ihrer Qualität und Kompetenz inzwischen recht einflussreich in der Branche geworden ist. Vielleicht wäre es möglich, wenn man sich gemeinsam mit den anderen Zertifizierungsstellen, den Anlagenerrichtern und -planern, Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur zusammenzusetzen und in Arbeitskreisen Lösungen und Kompromisse erarbeiten könnte, die Prozesse effizienter zu gestalten und zu beschleunigen.

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